25. Februar 2025 | Presse
Die Wahl des richtigen Bearbeitungsverfahrens beeinflusst maßgeblich die Qualität und Lebensdauer technischer Bauteile. In vielen industriellen Anwendungen, von der Automobil- über die Luft- und Raumfahrtindustrie bis hin zur Energieerzeugung, sind präzise bearbeitete Bauteile erforderlich, um Reibung und damit den Verschleiß zu minimieren. Eine optimierte Oberflächenbeschaffenheit kann die Bauteile kompakter, effizienter und langlebiger machen.
Der Einfluss der Bearbeitung auf Reibung und Verschleiß
Ein Vergleich der Bearbeitungsverfahren Drehen, Schleifen und Superfinishen zeigt deutliche Unterschiede in Reibungseigenschaften, Verschleißverhalten und Oberflächentopografie.
Drehen ist ein klassisches spanendes Verfahren mit definierter Schneide, das eine effiziente Materialabtragung ermöglicht, jedoch eine vergleichsweise grob strukturierte Oberfläche hinterlässt. Gerade bei Gleit- und Rollkontakt kann das problematisch sein, da der Traganteil der bearbeiteten Flächen oft nur um die 40 Prozent liegt.
Schleifen verbessert die Oberflächenstruktur deutlich und steigert den Traganteil auf etwa 70 Prozent. Allerdings entstehen durch die hohen Temperaturen im Schleifspalt, wo ein Kühlschmierstoff nicht wirken kann, oft Zugeigenspannungen in der Oberfläche. Dies kann in Kombination mit einer sogenannten „Weichhaut“ (temperaturbedingte Werkstoffeigenschaftsänderung) den Vorteil der besseren Tragfläche wieder reduzieren, wodurch Bauteile vorzeitig verschleißen.
Superfinishen setzt hier an und kombiniert hohe Oberflächengüte mit minimaler thermischer Belastung. Dieses Verfahren, das mit sehr niedrigen Schnittgeschwindigkeiten arbeitet, erhitzt das Werkstück nur um wenige Grad. Die Werkzeuge stehen dabei stets in Flächenkontakt mit der Werkstückoberfläche und erzeugen durch überlagerte Bewegungen eine exakte Topografie mit hohem Traganteil. Besonders Oberflächen mit Plateau-Struktur bieten Vorteile: Sie bilden Ölhaltekammern, die sich positiv auf Gleit- und Rollreibung auswirken.
Das Superfinish-Verfahren bietet zahlreiche Vorteile, erreicht jedoch nicht die hohen Abtragsleistungen, die beispielsweise beim Hartdrehen oder Schleifen möglich sind. Daher wird es bevorzugt als nachgeschalteter Prozess eingesetzt. Um die herausragende Bauteilqualität wirtschaftlich darzustellen, können Vorschübe, Abrichtzyklen und Werkzeugwechselintervalle optimiert sowie die Oberflächenrauheit gezielt erhöht werden. Gleichzeitig lassen sich die Geometrieanforderungen der Vorbearbeitung deutlich reduzieren – ein entscheidender Vorteil in der Produktionskette. Besonders bemerkenswert ist die Unempfindlichkeit des Superfinish-Verfahrens gegenüber schwankenden Eingangs-Toleranzen. Dies sorgt für eine konstante Prozesssicherheit und höchste Oberflächenqualität. Die Ergebnisse sprechen für sich: Reibungsverluste werden minimiert, die Wärmeentwicklung im Betrieb gesenkt und die Standzeiten der Bauteile verlängert. Das bedeutet nicht nur geringeren Wartungsaufwand und reduzierte Betriebskosten, sondern auch eine gesteigerte Zuverlässigkeit – ein entscheidender Faktor für Branchen, in denen Stillstandzeiten mit hohen Kosten verbunden sind.
Praxisbeispiele: Energiegewinnung und Medizintechnik
Der Mehrwert des Superfinishens zeigt sich besonders bei Anwendungen, die
höchste Anforderungen an Effizienz und Langlebigkeit stellen. In der Energiegewinnung, etwa bei Offshore-Windkraftanlagen, müssen Bauteile unter extremen Bedingungen jahrzehntelang zuverlässig arbeiten. Ein Beispiel sind große Wälzlagerkomponenten, bei denen durch Superfinish-Bearbeitung Rundheitswerte von 1 µm und eine Oberflächenrauheit von Ra < 0,2 µm erzielt werden. Solche Präzision reduziert den Wartungsaufwand und vermeidet teure Stillstandzeiten.
In der Medizintechnik profitieren Implantate wie künstliche Hüftgelenke von hochglanzpolierten, feinst bearbeiteten Oberflächen. Diese minimieren Ablagerungen, erleichtern die Reinigung und senken das Infektionsrisiko. Hier werden beispielsweise Rundheitswerte von 0,5 µm erreicht, während die Oberflächenstruktur nur noch mit Reflexionsmesssystemen kontrollierbar ist.
Die richtige Balance zwischen Technik und Wirtschaftlichkeit
„Die Wahl der optimalen Superfinish-Parameter, der Werkzeugart und der geeigneten Bearbeitungslösung hängt von der Vorbearbeitung und den spezifischen Anforderungen ab. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit dem Kunden die ideale Balance zwischen technischer Machbarkeit und wirtschaftlicher Effizienz zu finden“, erklärt Christian Feuchter, Project Manager & Technical Sales. Hierfür stehen moderne Maschinen, präzise Messmittel und erfahrene Spezialisten zur Verfügung.
Dank Superfinish-Technologie lassen sich Reibungsverluste reduzieren, die Wärmeentwicklung minimieren und die Standzeiten von Bauteilen signifikant verlängern. In Branchen, in denen höchste Präzision gefragt ist, stellt dieses Verfahren einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil dar.
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